Was 2025 wichtig wird

Geothermie, endlich.

Hi Cleantechie!

Dieser Newsletter gibt dir jede Woche in 5 Minuten den Überblick über die wichtigsten Unternehmen, Forschungsdurchbrüche und Trends der Branche.

In dieser Ausgabe zeige ich dir, was 2025 wichtig werden wird. Ich mache es dabei spannender. Denn ich gebe dir zu jedem Punkt eine eindeutige Prognose, sodass wir in zwölf Monaten gemeinsam über meine Naivität den Kopf schütteln können 😉 

Am Ende findest du noch eine Themenumfrage. Darin habe ich mehrere Artikelideen ausformuliert. Wenn du mitmachst, hilft mir das, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.

Gewinner der Chart-des-Jahres-Umfrage war übrigens der Solarchart ☀️ 

Let’s go!

Das sind meine drei Prognosen

1. 2025 wird das Breakout-Jahr für Geothermie

Worum es geht: Geothermie nutzt die Wärme des Erdmantels, um Energie zu gewinnen. Sie ist eher unauffällig und war das auch in den energiepolitischen Debatten des vergangenen Jahrzehnts.

Dabei wuchs der Markt im vergangenen Jahr weltweit um knapp sieben Prozent, US-Startups wie Eavor und Fervo Energy schließen die ersten Anlagen an und immer mehr Regierungen widmen sich diesem Thema.

In den nächsten zwölf Monaten könnte Geothermie aus der Nische in den Mainstream rutschen.

Was dafür spricht: Meine Vermutung basiert auf drei Beobachtungen.

Erstens, Geothermie ist prinzipiell gut geeignet für Energiesysteme, die von Erneuerbaren dominiert werden. Denn in diesen Systemen sind Erzeuger, die flexibel einspringen können, wertvoller als in klassischen Märkten. Gleichzeitig produzieren Wind und Solarkraft keine Wärme. Geothermie aber schon. Die Technologie ergänzt Solar und Wind also an entscheidenden Stellen.

Sie ist aber auch für sich genommen vielversprechend. Dank neuer Fördertechniken sind sieben bis acht Kilometer Tiefe realistisch. Das Potenzial ist entsprechend groß, wie dieser Chart der Internationalen Energieagentur zeigt. Der weltweite Strombedarf ließe sich allein mit Geothermie 140-mal decken.

Zweitens, verbessern sich die Kostenstrukturen von Geothermie. Die IEA hält $50 USD für die Mwh bis zum Jahr 2035 für realistisch. Weil gleichzeitig die Wärme- und Stromerzeugung aus den Hauptkonkurrenten, aus Gaskraftwerken, durch weniger Vollaststunden, höhere CO₂-Preise und CO₂-Abscheideanlagen teurer wird, wird Geothermie wettbewerbsfähiger.

Drittens, die deutsche Politik nimmt Geothermie zunehmend in den Fokus. Zwar hat das Ampel-Aus das Geothermiegesetz vorerst im Bundestag gestoppt, aber alle großen Parteien unterstützen es grundsätzlich. Eine Wiedervorlage im neuen Bundestag ist also wahrscheinlich. NRW hat 2024 einen Masterplan Geothermie vorgelegt. Das BMWK fördert ein Pilotprojekt in Berlin. Die EU wird voraussichtlich einen Aktionsplan zur Förderung der Technologie auflegen und beispielhaft für andere investiert die Gemeinde Grünwald in eine zweite Geothermie-Anlage für die Wärmeversorgung vor Ort.

Meine konkrete Prognose: Geothermie-Kraftwerke liefern derzeit 47 MW Strom in Deutschland. Bis Ende des Jahres gibt es Planungen, die diese Zahl verdoppeln.

2. Der Cleantech-Bärenmarkt endet

Worum es geht: Investoren liebten zwischen 2018 und 2021 Klimaschutztechnologien.

Die Aktien von Cleantech-Firmen stiegen vor allem ab Beginn der Corona-Pandemie rasant. Aber seit Januar 2021 ging es nur bergab. Bestes Beispiel: der bei Kleinanlegern beliebte ETF ishares Global Clean Energy hat seit seinem Hoch 67 Prozent verloren. Bei Einzeltiteln wie zum Beispiel den Herstellern von Elektrolyseuren sind es oft noch mehr (z.B. Nel -92%, ITM Power -95%). Bemerkenswerte Ausnahme ist unter anderem der italienische Starkstromkabelhersteller Prysmian (siehe dazu Punkt 3.)

2025 könnte der freie Fall enden und der Markt einen Boden finden. Das ist für sich genommen, nicht das Wichtigste, weil wir ja gesehen haben, dass die Energiewende trotz sinkender Kurse vorangeschritten ist. Aber Aktienkurse sind Stimmungsbarometer und wird die Stimmung im Markt besser, fällt alles etwas leichter.

Was dafür spricht: Die Stimmung im Jahr 2020 war euphorisch. Diese Euphorie ist Verzweiflung gewichen. Große Milliardenstartups wie Northvolt und Lilium mussten in die Insolvenz. Durch den Batterie- und Wasserstoffmarkt rollte eine Konsolidierungswelle.

Pleiten und Insolvenzen markieren allerdings oft den Übergang zu einer optimistischeren Phase.

Gründe für Optimismus gibt es: Wind- und Solarkraft sind an vielen Orten der Welt die günstigsten Energieerzeuger. Ihre Dominanz wiederum erfordert Investitionen in Netze, Speicher und Digitalisierung. Ein ganzes Ökosystem entsteht in Folge des Erneuerbaren-Booms.

In China konsolidiert zudem die Solarbranche, erste Firmen können die Preise leicht anheben. Westliche Klima-Investoren sitzen auf $86 Milliarden, die sie mit größerer Disziplin als in den Jahren zuvor ausgeben. Darunter sind auch die Gelder vieler eher konservativer Infrastruktur-Investoren. Dass sie immer öfter in den Cleantech-Bereich gehen, zeigt, dass er erwachsen geworden ist.

Der Investment-Case wird eher besser als schlechter. Startups lernen aus den Pleiten anderer und entwickeln profitablere Geschäftsmodelle. Die Klimaziele rücken näher und erhöhen den Druck für die Transformation.

Meine konkrete Prognose: Der ishares Clean Energy ETF steht heute am 29.12.2024 bei $11,53. Ende des Jahres 2025 wird er höher stehen.

3. Die Netzumlage wird reformiert, Mikrogrids werden interessanter

Worum es geht: Der Zubau erneuerbarer Energien, von Speichern, E-Autos und Wärmepumpen rückt die Stromnetze vollends in den Fokus der öffentlichen Diskussion und zeigt auch die Grenzen des Machbaren auf.

Drei Fragen stehen deswegen im Raum:

  1. Wer bezahlt den ganzen Um- und Ausbau des Netzes? Bisher wird das über Netzentgelte gezahlt, die ab 2025 gerechter aufgeteilt werden, so dass die Stromkunden in jenen Regionen, die viel für die Energiewende tun, nicht dafür bestraft werden. Allerdings hat die CDU/CSU bereits angedeutet, das Problem grundsätzlich nochmal angehen zu wollen. Sie will die Netzentgelte halbieren.

  2. Wie viel und welcher Umbau ist eigentlich nötig? Der Netzausbau ist für 99 Prozent der Bürger eine Blackbox. “Mehr Strom = mehr Leitungen”, weiter reicht die öffentliche Diskussion selten. Aber wenn über Kosten diskutiert wird, wird auch über Ausgaben diskutiert. Ist wirklich alles nötig, was die Netzbetreiber bauen wollen? Wie viel mehr ließe sich durch besseres Lastmanagement und Digitalisierung der Netze erreichen? Dass fortan die Union fortan auch wieder Freileitungen statt Erdkabel beim Ausbau will, zeigt schon, dass nichts in Stein gemeißelt ist. (Hier findest du meinen Intro-Text zum Thema.)

  3. Brauche ich dieses Netz eigentlich? Diese Frage stellen sich angesichts fallender Speicher für PV und Speicher immer mehr Unternehmen. Wäre es nicht billiger, sich komplett abzukoppeln? Die Antwort wird in Deutschland, in der Mitte Europas, sehr oft “Nein” lauten. Dennoch lenken die immer niedrigeren PV- und Speicherpreise den Blick darauf, was ohne das große Netz geht. Mikrogrids, die zwar mit dem Hauptnetz verbunden sind, aber in sich die Eigennutzungsquote erhöhen, werden interessanter.

Was dafür spricht: Der Strompreis in Deutschland ist zu hoch und Netzentgelte, Steuern und Umlagen machen inzwischen 57% der gesamten Summe aus. Da gleichzeitig das Wachstum schwächelt, ist es naheliegend, den Strompreis und so die Kosten für viele Unternehmen zu senken.

Meine konkrete Prognose: Ende 2025 sind Reformen eingeleitet, mit denen der Anteil von Steuern, Abgaben und Entgelten auf unter 50% fällt.

4. Noch ein paar weitere Themen

Ich reiße sie nur an, weil sie bereits 2024 oft in den Schlagzeilen waren:

  • Der Markt für CO₂-Kredite wird verlässlicher und stabiler nach den Reformen von 2024.

  • Der Markt für Batteriegroßspeicher wird weiter in rasantem Tempo wachsen.

  • Die Antriebswende beschleunigt sich – auch in Deutschland, weil die Hersteller jetzt mehr und mehr bezahlbare E-Autos auf den Markt bringen (müssen).

  • Die Union kündigte bereits an, das Heizgesetz zurückzunehmen, sollte sie regieren. Sie wird aber nach der Wahl nur ein kleines Reförmchen durchführen, um dann behaupten zu können, dass damit nun alles besser sei. Denn es ist notorisch schwierig, ganze Gesetze einfach zu kassieren.

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Themenumfrage für 2025

Ich habe ein paar Ideen etwas ausformuliert. Es ist eine wilde Mischung, ganz bewusst und es fehlen auch ein paar Sachen, die ich sowieso machen werde 😉 

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👋 Na denn mal los, 2025!

Rico Grimm

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