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Das waren die wichtigsten Cleantech-Trends des Jahres
Europa ist ein betrunkener Hans-Dampf-In-Allen-Gassen.
Hi Cleantechie! 🎅 🤶
Dieser Newsletter gibt dir eigentlich jede Woche in 5 Minuten den Überblick über die wichtigsten Unternehmen, Forschungsdurchbrüche und Trends der Branche. Nur nicht diese und nächste Woche.
Ich nutze die Weihnachtsausgabe, um zurückzublicken: Was für ein Jahr war das? Fünf kleine Beobachtungen habe ich zu dieser Frage zusammengestellt und dabei festgestellt, was Europa wirklich ist (hehe).
Und ich zeige dir heute, welche Links am meisten angeklickt wurden und stürze dich am Ende mit Freude und Begeisterung in ein Dilemma 😉
Und noch ein letzter Hinweis für alle, die noch ein Weihnachtsgeschenk an sich selbst suchen: Nur noch zwei der ursprünglich fünfzehn Lebenszeit-Abos sind frei. Das Angebot kommt nicht wieder. Hier kannst du Mitglied werden.
Let’s go!
Der kleine Jahresrückblick
Wir schauen auf Solar, Batterien, Wasserstoff, Geoengineering und Europas Cleantech-Jahr.
1. Solar everywhere and all at once
Es kündigte sich seit 2021 in Form immer schneller fallender Preise für Solarzellen bereits an: in diesem Jahr erreichte Solarkraft Fluchtgeschwindigkeit. Die Technologie ist in ihre exponentielle Phase getreten.
Die britische Wirtschaftszeitschrift Economist sprach deswegen vom beginnenden „Solarzeitalter“ und das ist in meinen Augen keine Übertreibung.
Auch wenn es auf die alten Hasen der Energiewende etwas skurill wirken mag: Erst jetzt wird vielen Menschen klar, welches Potenzial in dieser Technologie schlummert.
In den USA koppeln sich erste Firmen mit Solar und Batterien weitestgehend vom Netz ab, das republikanische Texas führt die Erneuerbaren-Revolution dort inzwischen an und in Deutschland hängen an immer mehr Balkonen kleine Solarzellen.
Für mich die Solarstory des Jahres war allerdings Pakistan, wo Privatleute genug hatten von ständigen Stromausfällen und sich mit Solar und Heimspeichern zunehmend vom Netz unabhängig machen. Das ist beachtenswert, weil wir als Menschheit Solaranlagen bisher vor allem dort installiert hatten, wo es Know-How und Kapital gab, im reichen und eher dunkleren Norden. Jetzt aber kommen die Module dorthin, wo es wirklich viel Sonne gibt. Das Solarpotenzial im globalen Süden ist mehr als zweimal so hoch als im Norden.
Den rasanten Rollout der herkömmlichen Solarmodule begleiteten technologische und kommerzielle Durchbrüche in der nächsten Modul-Generation, in Perowskit-Solarzellen. Zunehmend stellen die Betreiber ihre Solarmodule auch vertikal in Ost-West-Richtung auf und mehr und mehr Geschäftsmodelle versuchen sich in der Peripherie zu etablieren. Das ist ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass sich das Solarökosystem ausdifferenziert und anpasst.
Der Solarboom hat dabei speziell Deutschland vor Augen geführt, dass viel Solarerzeugung andere Denkweisen erzwingt. Im Stromnetz gibt es im Sommer Überschüsse und am Strommarkt deswegen auch immer wieder negative Preise. Diese lassen sich nicht anders denn als Achtungssignal interpretieren.
Wir stehen am Anfang des Solarzeitalters. Das bedeutet aber eben auch: Wir stehen am Anfang der ganzen Arbeit. Marktdesign, Speicherintegration, Netzbetrieb – das sind die größten Baustellen, wie dieses Jahr gezeigt hat.
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Hinweis: Nur in dieser Ausgabe verlinke ich hier NL-Ausgaben dieses Jahres. So wird es auch ein Newsletterrückblick 🤝
2. Der Batteriemarkt vibriert und löst in Europa ein Beben aus
Nicht nur das Solarzeitalter hat begonnen, sondern auch das Batteriezeitalter. Die beiden Technologien bilden im heutigen Strommarkt eine Symbiose. Sie ergänzen einander so, dass jede ihre Stärken ausspielen kann.
Batterien treiben immer größere, immer kräftigere Maschinen an, vom LKW bis zum Bagger. Sie sind immer öfter Teil der öffentlichen Stromversorgung als Großspeicher im Netz. 161 Gigawatt Speicherleistung wollen Unternehmen allein in Deutschland anschließen. Das macht knapp ein Fünftel des Bedarfs Mitte des Jahrhunderts aus. Der Markt boomt. Ein „Batterie-Tsunami“ rollt heran.
Und trotzdem musste Europa empfindliche Rückschläge in diesem Markt hinnehmen. Weil nicht genügend Kunden E-Autos bei europäischen Firmen bestellten, strichen viele Unternehmen ihre Pläne für Batteriefabriken in der EU.
Der ikonischste Fall war Northvolt, das von der europäischen Politik gepäppelte Batterie-Startup aus Schweden, das eigentlich mehrere Fabriken auf der ganzen Welt bauen wollte und jetzt vor einer ungewissen Zukunft steht, genauso wie die komplette europäische Batteriewertschöpfungskette.
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3. WASSERSTOFF! Wasserstoff! Wasserstoff!
2024 hörten wir nur noch das ferne Echo des Wasserstoff-Hypes, der vor fünf Jahren die Regierungen der Welt ergriffen hatte. Zwar wird Deutschland ein Kernnetz bekommen, um das Gas durchs Land zu transportieren.
Aber noch immer ist nicht wirklich klar, ob es jemals genug bezahlbaren grünen Wasserstoff geben wird, um ihn überall dort einzusetzen, wofür er mal vorgesehen war. Grundsätzlich gäbe es vor allem in Europa genug Elektrolyseure, um Wasserstoff herzustellen. Aber der Markt sitzt auf Überkapazitäten. Es fehlen die Abnehmer für das Endprodukt, den grünen Wasserstoff.
Das ließe sich pessimistisch interpretieren oder konstruktiv: Wasserstoff erhält jetzt endlich den Realitätscheck, nachdem zwei Jahrzehnte lang in der Ausprobier- und Konzeptphase alles ging. Das Wasserstoff-Auto ist auf dem Weg ins Technikmuseum, im LKW-Bereich setzen sich die 100%-Stromer durch, H2-Züge sind theoretisch interessant, aber praktisch problematisch.
Es werden all jene Anwendungen bleiben, bei denen Wasserstoff wirklich unschlagbar ist. Das sind vor allem Langzeitspeicherung und als Grundstoff in der chemischen Industrie.
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4. CO₂-Abscheidung und Geoengineering – es wird Ernst
Wer aus dem Aktivismus kommt, musste in den vergangenen zwölf Monaten hellwach sein. Denn wir haben eine Diskursverschiebung beobachtet bei jenen Technologien, die gemeinhin als Notnagel des Klimaschutzes galten.
Die New York Times bezeichnete CO₂-Abscheidung gerade als „gold rush“ und tatsächlich haben immer mehr Startups aus diesem Bereich in einem schwierigen Jahr Geld von Investoren eingesammelt.
Der Markt entfaltet sich dabei entlang zweier Achsen: CO₂ ist unabdingbarer Rohstoff, um synthetische Kraftstoffe herzustellen, aber dafür muss es der Atmosphäre entnommen werden. Außerdem merken immer mehr Unternehmen, dass sie derzeit nicht ihre kompletten Produktionsketten dekarbonisieren können und wollen deswegen CO₂-Zertifikate kaufen. Ein Sonderfall hier stellen die Tech-Riesen dar, die eigentlich allesamt auf guten Dekarbonisierungspfaden waren, aber durch den Stromhunger von KIs händeringend nach Lösungen suchen.
Parallel dazu wird Geoengineering allgemein (CO₂-Abscheidung ist eine spezielle Form davon) immer öfter Thema in Branchenforen, großen Medien und Regierungsinstitutionen.
Ich kann dir dafür nicht den einen großen Beleg geben, sondern viele kleine Indizien. Hier wird der UN-Generalsekretär aufgefordert, eine Debatte darüber zu starten, dieses windige Start-Up sieht da einen Markt und auch die Klimawissenschaft selbst hat die Debatte, wenn auch ungewollt, befeuert.
Denn die wahrscheinlich wichtigste Diskussion des Jahres drehte sich dort um die Rolle von Aerosolen bei der Erderwärmung. Weil Kohlekraftwerke und Schiffe sauberer geworden sind, ist der Partikelteppich aus der Luft verschwunden, der Sonnenenergie zurück ins All geschickt hat.
Nun stellen sich viele die Frage: Sollten wir diesen Teppich vielleicht wieder gezielt ausrollen?
5. Europa ist im Cleantech-Bereich ein Hans Dampf in allen Gassen – der betrunken ist
Die Europäische Union war 2019 der erste große Machtblock, der mit seinem Green Deal, die grüne Transformation einleitete. Heute ist er hinter China und die USA zurückgefallen.
China produziert in einigen Bereichen wie E-Autos und Lithium-Ionen-Batterien die besseren Produkte und die USA können mit der vollen Wucht ihres Kapitalmarkts das Problem angehen.
Europa fehlte es nicht an Ambition. Auf allen wichtigen Feldern drückten Regierungen und Kommission aufs Gaspedal. In Forschung und Entwicklung können wir Europäer oft mithalten, grundsätzlich gibt es im EU-Binnenmarkt auch die Nachfrage, aber ein paar Jahre später bei der Markteinführung wird die Luft oft dünn.
Das ist keine originelle Beobachtung, hat aber im Cleantech-Bereich besondere Relevanz, weil die Markteinführung dort oft sehr teuer ist.
Grüne Software-Startups beiseite gelassen, müssen Cleantech-Firmen sehr oft hohe Investitionen mit unklarem Ertrag stemmen. In diesem Jahr wiesen vor allem die Risikokapitalgeber in Europa darauf hin, dass es nur wenige Firmen, Institutionen, Banken oder Fonds gibt, die solche Investitionen überhaupt finanzieren können. Sie nennen es die FOAK-Lücke.
Gleichzeitig schüren Politiker und Politikerinnen die Angst vor den neuen Technologien, säen Zweifel an eigentlich bereits fest verankerten Beschlüssen und schrecken so auch jene Kapitalgeber an, die grundsätzlich bereit sind, das Risiko zu schultern.
Von außen betrachtet muss einem Europa wie ein Cleantech-Hans-Dampf vorkommen, der betrunken ist. Kann alles, macht alles, aber wankt und schwankt und fällt etwas ziellos im Raum herum.
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Die guten Links
Diese drei Links haben in diesem Jahr die meisten Klicks bekommen.
Die wichtigen News
Diese drei News waren Hits des Jahres 2024.
Und der meistgeklickte Text aus der Kategorie “letzter Link” zeigt, dass ich hier nicht der einzige bin, der Unreal gezockt hat 😅
Der Chart des Jahres
Zu den Kriterien: Ich habe nur Charts in meine Vorauswahl mit hineingenommen, die “viral” gegangen sind und dieses Jahr gut repräsentieren können.
Nun kommt das Dilemma. Denn die Jury in meinem Kopf konnte sich nicht entscheiden.
War es dieser Chart, der zeigt, wie in Kalifornien Batteriespeicher Gaskraftwerke aus dem Netz drängen…
… oder dieser hier, bekannt aus Funk, Fernsehen und zuletzt meiner Ausgabe über verfehlte Zubau-Schätzungen:
Welchen würdest du wählen? Sag’ es mir in dieser kleinen Abstimmung. Nächste Woche zeige ich das Ergebnis.
Der Chart des Jahres 2024 ist... |
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👋 Heute kein snarky Kommentar zum Ende, sondern von ganzen Herzem: Frohes Fest dir und deinen Lieben!
Rico Grimm
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